Events und Empirie

Sprint Review

Das Sprint Review ist das Schaufenster der empirischen Arbeit. Am Ende jedes Sprints präsentiert das Scrum-Team das Increment – also die fertigen, nutzbaren Ergebnisse – und diskutiert gemeinsam mit Stakeholdern, was erreicht wurde, was sich verändert hat und welche neuen Chancen sich ergeben. Das Ziel ist Lernen durch Beobachtung: statt formaler Abnahme geht es um Feedback und Anpassung.

Ein gutes Review zeigt echte Wertschöpfung: kein PowerPoint, sondern reale Funktionalität. Der Product Owner stellt das Sprint-Ziel in den Kontext des Product Goals, während Stakeholder den geschaffenen Nutzen bewerten. So entsteht ein gemeinsames Verständnis von Fortschritt – eine Kernidee empirischen Handelns.

Retrospektive

Die Retrospektive ist das Event, das das Team selbst verbessert. Sie schließt jeden Sprint ab und bietet Raum für Reflexion: Was lief gut? Was hat uns behindert? Was wollen wir konkret verändern?

Scrum-Teams nutzen die Retro, um Kommunikationsmuster, Zusammenarbeit und Prozesse zu prüfen – nicht das Produkt. Aus dieser kollektiven Lernroutine entsteht echte Teamentwicklung. Methoden wie Start/Stop/Continue, 4L’s oder Timeline helfen, Ursachen zu erkennen statt Symptome zu diskutieren. Retrospektiven sind das kulturelle Rückgrat agiler Arbeit – sie machen Lernen institutionell.

Definition of Done (DoD)

Die Definition of Done (DoD) ist der objektive Qualitätsmaßstab eines Teams. Sie definiert, wann ein Arbeitsergebnis wirklich „fertig“ ist – funktional, technisch und qualitativ. In ihr sind Kriterien wie Tests, Code-Review, Dokumentation und Integration festgehalten.

Die DoD schafft Transparenz und Vertrauen: Stakeholder wissen, was „Done“ bedeutet, das Team kennt seinen Standard. Nur was der DoD entspricht, fließt in die Velocity ein – ein Schutz vor Selbsttäuschung. In IPMA-Begriffen wäre sie Teil des Qualitäts- und Risikomanagements, in Scrum das Bindeglied zwischen Transparenz und Empirie.

Product Goal

Das Product Goal ist der langfristige Nordstern des Product Backlogs. Es beschreibt, welchen Nutzen das Produkt erzeugen soll und gibt Richtung für mehrere Sprints. Jede Entscheidung im Sprint Planning, jedes Review und jede Priorisierung dient der Annäherung an dieses Ziel.

Ein gutes Product Goal ist inspirierend, aber messbar. Es beantwortet das „Warum“ des Produkts, nicht nur das „Was“. Damit wird es zum strukturellen Gegenstück zu klassischen Projektzielen in IPMA-Modellen – nur lernorientierter und anpassungsfähiger.

Empirie

Empirie bedeutet, Entscheidungen auf beobachtete Realität zu stützen – nicht auf Annahmen. Scrum basiert vollständig auf diesem Prinzip: Transparenz, Inspektion und Anpassung. Transparenz schafft Sichtbarkeit (z. B. Backlogs, DoD), Inspektion überprüft den Zustand (Review, Retro), Anpassung verändert Verhalten (neue Maßnahmen, Prioritäten, Experimente).

Empirisches Arbeiten ist mehr als Messen – es ist eine Haltung. Es erfordert Mut, Fehler sichtbar zu machen, und Disziplin, daraus zu lernen. Auch im klassischen Projektumfeld oder in KI-Teams bildet Empirie den Kern moderner Governance-Modelle.

Outcome

Outcome beschreibt den Effekt oder Nutzen, der durch Arbeit entsteht – im Gegensatz zum Output, also der bloßen Menge an Ergebnissen. Scrum zielt immer auf Outcome: Welche Veränderung bewirkt das Increment beim Nutzer oder im Markt?

Teams, die nur Output messen (z. B. Story Points), verlieren den Blick für Wertschöpfung. Outcome-Metriken wie Nutzungsraten, Kundenzufriedenheit oder Qualitätsverbesserung zeigen, ob ein Produkt wirklich Wirkung entfaltet. Sie machen Fortschritt messbar – im Sinne echter Wirksamkeit statt bloßer Aktivität.

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